Kaum ein Land hat sich so rasant verändert wie Albanien. Das kleine Balkanland
mit etwa 2,8 Millionen Einwohnern (Stand 2021) öffnete sich nach dem Sturz des sozialistischen Regimes im Jahre 1990 nur langsam. 1992 besuchte ich, zu dieser Zeit herrschte noch Visumspflicht,
das Land erstmals mit meinem PKW und war in Tirana bei Privatleuten untergebracht, die ich eher zufällig per Briefkontakt über Radio Tirana kennengelernt hatte. Der postkommunistische
politische und wirtschaftliche Umwandlungsprozess verlief schleppend, nach Kreditbetrugsfällen im großen Maßstab 1996/97 suchten Unruhen das Land
heim. Im März 1997 waren die staatlichen Strukturen außerhalb der Hauptstadt völlig zusammengebrochen und es herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände. Im Juli wurden unter OSZE-Aufsicht freie und
faire Wahlen abgehalten. Danach normalisierte sich die Lage. Seitdem erholte sich die Wirtschaft des Landes und die Lebensverhältnisse besserten sich, wobei noch immer ein großer
Stadt-Land-Unterschied besteht. Auch wenn Tirana inzwischen eine moderne europäische Stadt geworden ist, das Straßennetz ausgebaut wurde, hat das Land noch immer große ökonomische Probleme und
mit einer hohen Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Für viele Albaner ist eine Auswanderung noch immer ein beherrschendes Thema. Bis zum Jahr 2010 war laut Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung fast die Hälfte der Bevölkerung ausgewandert. Insbesondere gut
ausgebildete Fachkräfte verließen und verlassen noch immer ihr Heimatland.
Vier Millionen Albaner leben dauerhaft im Ausland. Auch die Migration innerhalb des Landes spielt in Albanien eine große Rolle. So haben sich einige ländliche Regionen regelrecht entvölkert während die Städte, besonders die Hauptstadt Tirana, sehr dicht besiedelt sind. Ein Bauboom, der zwischenzeitlich eingetreten ist, hat aber auch seine Schattenseiten. So wurden Strandabschnitte mit Hotels und Appartments zugebaut. An der albanischen Riviera blieben bislang nur wenige Buchten hiervon verschont und insbesondere während der Urlaubszeit im Sommer ist die Küste stark frequentiert. Ursprünglicher und landschaftlich beeindruckend ist das albanische Hinterland. Beeindruckend ist die Gastfreundschaft, die ich immer wieder in Albanien erlebt habe. Faleminderit shumë! Viele Freundschaften sind hieraus entstanden. Zwischen 1992 und 2022 besuchte ich neun Mal das Land, die letzten fünf Male mit dem Wohnmobil. Bei meinen letzten Albanienreise im Frühling 2018 und 2022 ging es auf dem Landweg nach Albanien. Das Land hat sich weiter gewandelt, Straßen- und Wohnungsbau sind vorangeschritten und in vielen Orten wurden und werden neue Fußgängerzonen errichtet. Aber von europäischen Zuständen, von Transparenz und Rechtsstaatlichkeit etwa, ist das Land noch weit entfernt. Während für ausländische Besucher Albanien ein sicheres Reiseland ist, sorgen politische Korruption, Drogenhandel und organisierte Kriminalität immer wieder für negative Schlagzeilen. Die Wirtschaft Albaniens gehört zu den am wenigsten entwickelten in Europa und die Arbeitslosenquote ist weiterhin hoch, 12,5 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Das Rückgrat der albanischen Wirtschaft bildet die Landwirtschaft. Obwohl ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt nur bei knapp 20 Prozent liegt, sind fast 40 Prozent der Beschäftigten in diesem Sektor – die meisten als Kleinbauern, die Landwirtschaft nur zur Eigenversorgung betreiben - tätig. Alle albanischen Regierungen der letzten Jahre haben die Entwicklung des Tourismus auf ihre Prioritätenliste gesetzt.
Meine Rundreise 2010 durch Albanien:
Angereist auf dem Landweg ("Der Weg ist das Ziel") erreichte ich Albanien von Norden über den Grenzübergang Muriqan am Skutarisee. Meine Rundreise führte mich an die folgenden Orte:
Shkodra - Bushat-Barbullush (Camping Albania, ab 2018 geschlossen) - Koman-Stausee - Lezha - Lagune Vain - Kruja - Durres - Kavaja (Camping Pa Emer) - Fier - Apollonia - Vlora - Llogara-Pass - Himara - Borsh - Kuc - Kota - Amantia - Tepelena - Permet - Erseka - Korca - Pogradec (Camping Peshku) - Elbasan - Tirana - Shkodra
(Zu den von mir besuchten Campingplätzen mit Internetseite habe ich verlinkt.)
Nun etwas Nostalgie: Lange Zeit war Albanien ein weißer Fleck auf der Landkarte, nur wenig Touristen gelangten mit Gruppenreisen in das damals sozialistische Albanien. Mich hat das Land gereizt und 1992 konnte ich erstmals mit eigenem PKW Albanien besuchen. Dank "Radio Tirana" auf Kurzwelle erhielt ich einen Kontakt zu einer albanischen Familie, die mich nach Briefwechsel eingeladen hat. Kurz nach der Wende in Albanien war noch eine Einladung und ein Visum erforderlich. Mit dem vollbeladenem Passat reiste ich im April 1992 von Griechenland aus in Albanien ein, wurde am Grenzübergang abgeholt und herzlich empfangen. Einige Fotos (es waren noch Dias-deshalb auch die Qualität der Fotos) aus dieser Zeit könnt ihr hier sehen:
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